Dies ist einer der fantastischen Filme über den Kalten Krieg, bei dem selbst die DVD-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung in der Synchronisation wie im Untertitel das Original zensiert hat. Und dies noch in diesem Jahrtausend. Kurz darauf hat Hollywood dann noch eine Neuverfilmung ohne diese Stellen heraus gebracht. Was ist da los?
Böse Deutsche jenseits des Untergrunds
Es gab viele Nazis in den USA und in Europa, die „für den Kampf gegen die kommunistische Weltherrschaft gebraucht“ wurden. Nur tauchten die als solche weder in den Medien noch sonstwo auf. Teils vielleicht aus Scham der Kollaborateure, teils wohl, um der Sowjetunion keine Angriffsflächen auf „den Westen“ zu bieten. Der Mossad durfte hin und wieder welche finden. Aber auch Israel war ja„mit im Boot“. Also findet man eigentlich kaum böse „Realo-Nazis“ aus der damals aktuellen Gegenwart in Filmen seit 1945. Zumindest keine jenseits von Südamerika. Nicht einmal in Deutschland, wo ja durchaus Kiesinger, Herrhausen und andere recht prominent waren. Auch nur den Anschein zu erwecken, dass Nazis ein doppeltes Spiel im Bündnis treiben könnten, das kam, wenn, bei den Briten und wenigen Franzosen vor. Eine Art „Nazi-Mabuse“ von 1962 in einem amerikanischen Film, der sich um die Manipualtion von Persönlichkeiten dreht? Das war und ist für viele, speziell in Deutschland, offensichtlich harter Tobak.
Durch bewusstes Filmgucken Wikipedia widerlegen
Jegliche Zweideutigkeit, die in diesem Meisterwerk vorkommt, wird in den meisten Lexikon-Einträgen ebenso unterschlagen wie im Remake weggelassen. Wir haben hier eher einen Fall von „Invasion of the Body Snatchers“ als Psychodrama um Identität, Realität und Loyalität denn einen reinen „Wir-gegen-die“-Schinken. Ein derartiges Unwohlsein des Protagonisten über die eigene Rolle wurde selten in einem Hollywood-Werk transportiert. Natürlich muss der Film im Original geschaut werden. Und The Holcroft Covenant am besten direkt hinterher. Auch dieser ist einer der menschlich wie politisch größten Filme aus den USA.