Es ist sicherlich reizvoll, im Netz Filme mit Menschen aus anderen Kulturkreisen zu diskutieren. Auch weil es manchmal erschreckend ist, welche Aspekte aus einem Film im Anschluss an eine Vorstellung oft als erstes diskutiert werden. Dennoch ist der Besuch eines Kinos oder Filmclubs etwas Besonderes. Wegen des Live-Erlebnisses – das natürlich nicht gestört werden sollte. Meistens jedenfalls.
Handynutzer, Raschler, Rausgeher und Falschlacher
Der leidenschaftliche Nutzer von Spielen wie Hyperino ist sicherlich klug genug, seine Tätigkeiten während einer öffentlichen Filmvorführung zu unterlassen. Und auch nur wenige telefonieren im Kino. Kurznachrichten hingegen werden schon einmal abgeschickt, und dies manchmal nicht mit gedimmtem Bildschirm. Das Rascheln von Chips- und Popcorntüten ist bei manchen Filmen geduldet, bei anderen verpönt. Aber war ist mit Leuten, die klug rumkommentieren, womöglich schon während des Vorprogramms? Mit Stöhnern, die im Grunde zu gut sind für den Film? Mit Beschwerern, die über Kälte, stickige Luft oder schlechten Ton klagen? Oder besonders gern genommen: Leute, die sich falsch identifizieren und über die oder mit den falschen Protagonisten lachen? Im Grunde wird über das Verhalten des Publikums der Film erst zu einem Live-Erlebnis, im Guten wie im Schlechten.
Rankuschler, Ausstrecker, Augenbrauen-Hochzieher und Grunzer
Nicht jede Bewegung im Kino ist aber störend. Solange sich niemand vor die Leinwand stellt oder zu laut ist, geht das meiste durch. Sich zwischendurch auf sein Mobile zu konzentrieren muss also nicht schlimm sein. Denn allzu viel Ehrfurcht vor dem Regisseur braucht es in der Regel ja auch nicht. Ist es einmal langweilig oder auch schön, ist es jederzeit in Ordnung, sich an jemand zu kuscheln oder sich auszustrecken. Ist mal was doof oder gelungen, darf man selbstverständlich einmal herüberschauen, ob er oder sie das nebenan ähnlich sieht. In manchen Kinos spricht die jeweilige Mimik von Besuchern bei guten Filmen so deutlich, dass es ein Versäumnis wäre, sich nicht zwischendurch mal durch Lächeln oder Augenrollen mitzuteilen. Der Grunzer vom Feuilleton in der ersten Reihe bekommt davon natürlich nichts mit.